Das niedere Bild
 

Brauch- und Festwesen


Die Silberhochzeit als neuzeitliches Fest – Bräuche und Bilder

Altes Dokument Silberhochzeit

Auch in Zeiten sich verändernder Formen des Zusammenlebens gehört die Silberhochzeit noch vielerorts (räumlich und familial) zu den standardisierten Formen eines Festes im Lebenslauf. Die Hochzeitsjubiläumsgedenkkultur hat in den letzten Jahrzehnten, über Goldene und Silberhochzeit hinaus und nicht zuletzt auch als Konsequenz aus der gestiegenen Zahl von Scheidungen, vielfältigste Blüten hervorgebracht. Kleine und große Hochzeitsjubiläen kommen den Feier- und Event-Bedürfnissen der Freizeitgesellschaft entgegen oder tragen dazu bei, diese aufgrund kommerzieller Interessen erst zu wecken.

 Das festliche Begehen von Hochzeitsjubiläen ist in Einzelfällen seit der Frühen Neuzeit bekannt, hat sich aber erst im 19. Jahrhundert zu einem bürgerlichen Standard entwickelt, im Falle der Silberhochzeit sogar erst im 20. Jahrhundert in einer interessanten, direkten Nachbarschaft zur Goldenen Hochzeit mit ihrer selteneren Realisierungsmöglichkeit. Äußeres Zeichen der Genese eines neuen Familien- und Nachbarschaftsfestes waren Bilder und Sachen, die diesen Anlass geschmückt haben, dokumentieren oder festhalten, sowie Geschenke, Erinnerungsgegenstände und Andenken. Die Sammlung solcher Silberhochzeits-Objekte aus dem ganzen 20. Jahrhundert kann als Grundlage für eine historische Nachzeichnung der Entwicklung und des Wandels dieses Festes dienen


Die Schützin als neue Figur des Schützenwesens                        

Zeitungsausschnitt: Die Schützin

Über viele Jahrhunderte ist das Schützenwesen, hervorgegangen aus der mittelalterlichen Stadtverteidigung, ein militärisches Ritual gewesen, das sich in der Neuzeit zu einem der wichtigsten öffentlichen Bräuche entwickelt hat. Es war und ist gekennzeichnet von männlich-soldatischer Dominanz und Kultur, die sich insbesondere im höfisch-feudalen Rollenspiel mit Schützenkönig, Hofstaat und bewaffnetem männlichen Schützenvolk in Uniform äußert.

Die Rolle der Frauen bestand in der hierarchisch durchgliederten Schützenfestkultur bis zum Ende des 20. Jahrhunderts aus der Aufgabe, als Hofdame und modisch schmückendes Beiwerk die marschierende und sich inszenierende Schützenmannschaft gesellschaftlich zu komplettieren und als Publikum bei Ausmärschen und Paraden zu fungieren. Bis heute ist dieses Rollenspiel in zahlreichen Schützenvereinen verbreitet.

Wo allerdings akuter Nachwuchsmangel herrscht, weil das Schützenwesen mit seinen geistigen, öffentlichen und „kulturellen“ Implikationen als nicht mehr zeitgemäß angesehen wird oder demografische Veränderungen stattgefunden haben, hat sich manchenorts eine erstaunliche Neuerung ergeben: Aufgetaucht ist gegen Ende des 20. Jahrhunderts die Schützin, die Frau in Uniform mit Orden und Ehrenzeichen und in ihrer Funktion innerhalb des Vereins und seiner Zurschaustellung den Männern gleichgestellt. Andernorts scheint diese Möglichkeit, das Schützenvereinswesen durch Frauen vor dem Nieder- oder Untergang zu bewahren, freilich nicht in Betracht gezogen zu werden.

Sicherlich kann diese Neuerung in Nachbarschaft gestellt werden zum Zugang von Frauen in zahlreiche Berufe, nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch zu solchen mit hoheitlichen Aufgaben wie Polizei und Bundeswehr einschließlich ihrer Uniformierung. Die Situation in vereinsmäßig organisierten und auf Brauchtraditionen aufbauenden Gliederungen wie der Freiwilligen Feuerwehr und des Schützenwesens stellt sich aber wohl etwas anders dar. Zahlreiche Bilder von Schützenfesten vermögen regionale Unterschiede des kulturellen Wandels hin zur uniformierten Schützin zu dokumentieren und dazu dienlich sein, seine Gründe und Abläufe zu hinterfragen. Es scheint jedenfalls, dass das allgemeine Bedürfnis nach dem Schützenfest vielerorts so groß ist, dass es die Frauenemanzipation auf eine zuvor undenkbare, spezifische Weise eingliedert auch mit bemerkenswerten visuellen Ergebnissen. 


Im Sammlungsstadium:

Fotro: der Geschenktisch - Einschulung

Der Geschenktisch als Brauchmuster und Bildstereotyp